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21. November 2024
erinnern ist ein verb:

 

Seitdem 2019 die Mitgliedschaft Werner Haftmanns in der NSDAP aufgedeckt wurde, wird das Verhältnis der documenta Gründungsfiguren zur nationalsozialistischen Kulturpolitik und Naziverbrechen diskutiert. Die Aufarbeitung konzentriert sich dabei aus kunst- und zeithistorischer Perspektive im Wesentlichen auf die Biografien einzelner Personen und deren Handlungen vor 1945 sowie in der Nachkriegszeit, wobei die Kontinuitäten von nationalistischen Narrativen und Netzwerken bis heute nur wenig Beachtung finden. Im Rahmen des Rundgangs wollen wir mit alternativen Formen des Umgangs mit Geschichte experimentieren, die jenseits der Historisierung, Heroisierung und Fetischisierung von Opfern oder Tätern als Märtyrer oder als böse Andere das Erinnern als eine Praxis der Gegenwartsbewältigung in den Mittepunkt rückt, die sich kritisch mit dem Fortleben von nationalistischen, rassistischen, antisemitischen, sexistischen Machtverhältnissen in Kunst- und Kultur, Ausstellungs- und Ausbildungsinstitutionen auseinandersetzt. Auf Basis künstlerischer und wissenschaftlicher Forschungen zu epistemologischen, ökonomischen, diskursiven, ästhetischen und sozialen Dis_kontinuitäten entwickeln wir verschiedene kuratorische Formate einer Praxis des performativen Verschiebens von normalisierten, institutionalisierten und inkorporierten Infrastrukturen der Gewalt.

Anlässlich des Jahrestages des sogenannten „Tag der deutschen Kunst,“ mit dem am Mo 19. Juli 1937 die Nationalsozialisten die „Große dt. Kunstausstellung“ und „Ausstellung Entartete Kunst“ eröffneten, werden wir am So 19. Juli 2021 eine mobile Ausstellung in Form eines Stadtrundgangs unternehmen. Um das Verhältnis zwischen der Kunststadt München und der documenta Stadt Kassel zu thematisieren, wo die documenta als Akteurin der Rehabilitierung der als „entartet“ verfemten Moderne rezipiert wurde, greifen wir das Format der von den Nazis inszenierten Festumzüge auf. In diesem Akt der kritischen Aneignung spiegelt sich unsere Auseinandersetzung mit der Appropriation und Resignifikation von ästhetischen, epistemologischen, architektonischen Infrastrukturen, der als roter Faden diese d_monstration auch mit dis_plays in unseren temporären Arbeits- und Ausstellungsräumen verknüpft.

Orte, Zeiten und Route: werden nach Anmeldung bekannt gegeben.