Aktuell

04. May 2020
learning unlearning #7 – 19.5., 6.30 pm ONLINE

Marie Preston im Gespräch mit Ayşe Güleç, Gila Kolb und Nora Sternfeld

Veranstaltung in engl. Sprache. Alle sind willkommen.

19. Mai 2020, 18:30–20:00 Uhr

Die Veranstaltung findet online statt – bitte melden Sie sich unter folgender Adresse an: info@documenta-studien.de

Mitte der 1960er Jahre erfinden sich die Schulen in La Villeneuve im Zuge der Neugründung der Stadt am Rande von Grenoble. Während einer Studienreise zur Selbstverwaltung in Jugoslawien, die vom ArbeiterInnenbildungsverband „Culture et liberté“ organisiert wurde, lernten VertreterInnen aus Grenoble Rolande und Raymond Millot kennen, die beiden zukünftigen Koordinatoren und pädagogischen Berater für die Schulen in La Villeneuve.

„Des enfants s'en mêlent“ (Kinder mischen sich ein) ist der Name der Zeitung, die an einer dieser Schulen über einen Zeitraum von zwölf Jahren herausgegeben wurde: Von Mai 1989 bis Mai 2001 wurden insgesamt 39 Ausgaben produziert. Mit dem Untertitel „Journal d’Opinions“ (was sich wohl auf den Meinungsjournalismus bezog, aber auch auf die kollektive Produktion der SchülerInnenzeitung) erschien sie mit einer Auflage von drei- oder vierhundert Exemplaren. Für Albert Sousbie, einen ehemaligen Lehrer an der École des Charmes, sollte die Zeitung gemeinsam mit „gemeinnützigen oder aktivistischen Zeitungen: die Organe von politischen Gruppen, Gewerkschaften, Verbänden“ sind, als die Stimme „einer Minderheit eingeordnet werden, der sie helfen will, aktiver zu werden und mehr Gehör zu finden“.

In ihrem Vortrag wird Marie Preston dieses Experiment im Kontext der libertären Pädagogik einerseits und der Praxis des „Druckens in der Schule“ andererseits vorstellen, wie sie der französische Pädagoge Célestin Freinet systematisiert hat. Im Anschluss daran werden wir gemeinsam diskutieren, was dieses historische Experiment zu heutigen Praktiken der kollaborativen Produktion in Kunstvermittlung und Kunstpädagogik beitragen könnte.

Marie Preston ist Künstlerin und forschende Lehrende. Sie versteht ihre Arbeit als künstlerische Recherche und ethnographische Erkundung, bei der künstlerische Werke als kollaborative Erfahrungsdokumente mit Menschen entstehen, denen sie begegnet. Ihr künstlerischer Prozess, der auf der Wechselwirkung von Wissen und Know-how aller Beteiligten beruht, zielt auf die Entstehung gemeinsamer Handlungsräume. Die daraus resultierenden Werke – Fotografien, Skulpturen, Performances und Filme – umfassen die Darstellung von Erfahrungen durch kollektive Aktionen.

Zurzeit arbeitet Marie Preston an zwei Forschungsprojekten. Im Fokus des ersten stehen Praktiken des Backens und deren Ökologie, das zweite beschäftigt sich mit alternativen Pädagogiken anhand von Interviews und Recherchen zu experimentellen Schulen, die in Frankreich in den 70er und 80er Jahren in den „Villes Nouvelles“  entstanden sind und auf Selbstverwaltung, Kooperation und Offenheit basieren. Sie ist Co-Herausgeberin der Publikation „Co-Creation“ bei Editions Empire und CAC Brétigny 2019 (gemeinsam mit Céline Poulin und in Zusammenarbeit mit Stéphanie Airaud); www.marie-preston.com.

Mit freundlicher Unterstützung der cdw Stiftung und des documenta forums.